Streik

Am Dienstag den 2.7. haben 25.000 Kolleginnen und Kollegen der Mercedes-Benz Niederlas-

sungen und an verschiedenen Produktionsstandorten gestreikt und demonstriert. Sie richteten

sich gegen den Vorstandsbeschluss zum Verkauf der Niederlassungen – 8000 Kollegen sind

davon betroffe

 

Darüber hinaus: „Es ist faktisch so, dass in Düsseldorf 1.200 Industriearbeitsplätze abge-
baut werden“, so Paul Straif, Sprecher von „Automobilarbeiter & friends Düsseldorf“*. Und
weiter: „Formal gibt es keine Entlassungen bei Mercedes-Benz im Sprinterwerk in Düsseldorf.
Denn die Kolleginnen und Kollegen sind bei verschiedenen Leiharbeitsfirmen beschäftigt. Aber
zum 30. September diesen Jahres wird die Nachtschicht runtergefahren. Dann werden 1.200
Leiharbeiter einfach `abgemeldet´. Das trifft 1.200 Familien.“
Formal begrenzt das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz die Dauer, für die ein Unternehmen in
Deutschland einen Leiharbeiter einsetzen kann, nämlich auf 18 Monate. Faktisch arbeiten
aber Leiharbeiter im Sprinterwerk zum Teil 5, 6, 7 oder gar 8 Jahre. Das Ganze kann von Mer-
cedes-Benz umgangen werden, weil das Gesetz dafür Lücken bietet und weil die Tarifvertrags-
parteien es zulassen.
Mercedes-Benz begründet diesen Schritt mit einem Auftragsrückgang. Dieser beträgt aber tat-
sächlich nur rund 10 Prozent. Wenn aber eine ganze Schicht gestrichen wird, sind das 33 Pro-
zent der Produktion. Das soll auf die verbliebene Belegschaft abgewälzt werden. Formal gilt
nach dem 1. Oktober weiterhin die 35-Stundenwoche. Tatsächlich werden die täglichen
Schichtzeiten auf bis zu 8 Stunden ausgedehnt, was dann faktisch 40 Stunden sind. Dazu
kommen noch bereits geplante Samstage, was dann 48 Stunden in einer Woche bedeuten.
Dazu Paul Straif: „Ein Teil der Belegschaft fliegt raus und der andere Teil soll dafür noch mehr
arbeiten. Stattdessen sollten wir unsere eigene Rechnung aufmachen: Kampf um jeden Ar-
beits- und Ausbildungsplatz! Die Gewerkschafts- und Arbeiterbewegung hat die 35-Stunden-
woche in den 80ziger Jahren erstreikt. Seitdem ist unsere Produktivität um ein Vielfaches ge-
wachsen. Es ist also an der Zeit für einen flächendeckenden Kampf für die 30-Stundenwoche
bei vollem Lohnausgleich!“
Im Transporterbereich („Vans“) wurden 2023 Traumgewinne eingefahren und auf 3,1 Mrd. Eu-
ro gesteigert (+59%). Was ist die Reaktion des Konzernvorstands? Es muss noch mehr wer-
den. Werkleiter Hellmann jammert auf der Belegschaftsversammlung am 14. Juni über angeb-
lich zu „hohe Lohnkosten“ in Düsseldorf im Vergleich zu Polen. Der Betriebsrat beklagt zwar
die Zustände, hat aber offensichtlich bisher nicht vor dagegen aktiv etwas zu unternehmen.
Viele Belegschaftsmitglieder erwarten von der IG Metall entsprechende (Kampf-)Maßnahmen.
Wir wollen am 11. Juli uns vor den Toren mit der Belegschaft auseinandersetzen, jeweils zum
Schichtwechsel.
Am Tor 1 (Ratherstr.), Beginn 12.30 Uhr bis 14.30 Uhr.
Am Tor 3 (Höxterweg), Beginn 20.15 Uhr bis 22.00 Uhr.
Wir tun das, weil wir eine Information und Beratung der Belegschaft organisieren. Es geht
nicht nur um Nachtschicht und Leiharbeiter. Es geht auch um alle Entlassungen im ganzen
Konzern, bislang rund 3.000 Leiharbeiter. Es geht auch um die Unternehmensentscheidung
den VAN EA in Polen zu produzieren. Es geht auch um die Frage, wie wir kämpfen müssen,
wenn in Duisburg tausende Stahlarbeitsplätze bedroht sind, wenn in Köln tausende bei Ford
abgebaut werden sollen. Wir wollen keine Kämpfe, die sich um Abfindungen drehen – wir wol-
len, dass 8.000 in den Niederlassungen bei Mercedes-Benz bleiben. Wir sind solidarisch mit
all denen und wir fragen: Warum kämpfen wir nicht gemeinsam, wenn wir zeitgleich betroffen
sind?! Wir laden alle Interessierten ein in den Austausch mit der Belegschaft zu gehen.

 

Bei Fragen und für weitere Informationen wenden Sie sich gerne an: iacduesseldorf@gmx.de


* Wir sind eine lokale Unterstützergruppe der Internationalen Automobilarbeiterkonferenz
(IAC), siehe www.automotiveworkers.org